Tonlagen Festival – Dresden

Im Zentrum von TonLagen – Dresdner Festival der zeitgenössischen Musik 2012 steht ein Komponist, Musiker und Denker, der mit seinem Werk wie mit seiner Person für die Überwindung musikalischer und gesellschaftlicher Konventionen steht: John Cage wäre am 5. September 100 Jahre alt geworden. Er beeinflusste die Kunst und die Künstler des 20. Jahrhunderts und war nicht zuletzt leidenschaftlicher Pilzesammler.

TonLagen 2012 hat Musiker, Performer, Schauspieler und Tänzer eingeladen, die Werke von John Cage in allen Räumen des Festspielhauses zu interpretieren.

TonLagen 2012 öffnet neue Denk- und Klangräume: Mit Musikern, Performern, Choreografen, Schauspielern und Tänzern, die in HELLERAU ein breites Spektrum zeitgenössischer Musik präsentieren: von Europa bis Asien, von Elektronik bis Jazz.

Termine: 01.10.–13.10.2012 (siehe Link)

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Na dann hoffentlich nicht zuviel europäische Harmonie

 

 

Writhing through „Der Urklang in uns“

Viele Jahre mit
PrOjekten
KunstscHaffenden und
literarischeN Momenten

Und auCh mit
musikAlischen
KlinGenden
StEinen

 

Als Mesostichon aus dem Text „Der Urklang in uns“ von Arthur Schneiter in Halberstädter Cage Texte 2012 S 25

Dabei werden die ersten Worte des „through“-Textes genommen die die richtigen Buchstaben enthalten und um ein paar Füllwörter ergänzt.

Orakel – Halberstadt

Unter dem Titel:

Cage plus Wissenschaft Freiheit / Orakel / Spiritualität gab es ein tolles Gesprächskonzert mit Stefan Berg (Theologe an der Uni in Zürich) und dem Klavier Duo Monica und Carl-Axel Dominique (aus Schweden)

Nach einem interessanten Vortrag über die Frage „Der Zufall, das ist letztendlich Gott“ (wie es Anatole France ausdrücke), Berg vertrat die Meinung, das der Glaube nicht mit „irdischen Dimensionen“ erfasst werden kann (im Gespräch erläuterte er es so: Bei Augustinus heißt es „Glauben ist nicht Wissen“, Melanchton sagt „Glauben ist Vertrauen“, „bei Schleiermacher geht es nicht um einen soziologischen Effekt, sondern um eine sozusagen anthropologische Struktur, d.h. Religion ist etwas, das in den Strukturen jedes Subjekts verankert ist. Die soziologischen Effekte“ (im ursprünglichen Text hatte ich dahinte Schleiermachers Hauptbeweggrund gesehen, danke Herr Berg für die Korrektur, deshalb hier die Zitatzeichen) „interessieren Schleiermacher nicht so sehr bzw. nur sekundär.“ (doch dann wäre jeder kryptoteligiös und müsste früher oder später glauben), als Lösung ist: „Glaube und Nichtglaube sind einfach unterschiedliche Lebensentwürfe“ wir können nicht unterscheiden was besser ist)

Über die Theorie des Zufall kamen wir zur Musik und die ganzen Gegner der Zufallsmusik (das ist keine Musik sondern Metha-Musik usw.)

Berg setz dem Entgegen, das Cage robuste Möglichkeitsräume geschaffen hat, in denen der Zufall in engen Grenzen wirken kann.

Als Übung haben alle im Saal weitere Varianten von „Musik for Piano“ geschaffen, die einzelnen Blätter erntstehen durch Zufallsoperationen und den Unreinheiten im Papier, die dann abwechselnd von Monica und Carl-Axel Dominique gespielt wurden.

Anschließend gab es eine Diskusion

u.a. sagte Dieter Schnebel „das war nun meine erste reine Zufallskomposition und ich hätte nicht gedacht wir schwer das ist. Man ist so leicht versucht zu mogeln … Cage wurde gefragt, was hat du bei Schönberg gelernt? Disziplin war seine Antwort!“

Was ist der Unterschied zwischen dem Aufhalten eine Tür und dem Spielen eines von deinen Stücken fragte Metzger mal. Cage antwortete: It shold be celebrated.

Orchesterkonzert – Halberstadt

Unter dem Titel „Cage plus Freude“ gab es abends noch ein Orchesterkonzert mit dem Nordharzer Städtebundtheater unter der Leitung von Johannes Rieger

John Cage (*1912) mit „Atlas Eclipticalis“ der Aufführung wurde die „Rede an eine Orchester“ vorangestellt (vorgetragen von Johannes Rieger) „Wer über etwas lacht, könnte seines eigenen Zentrums verlustig gehen“ heißt es da. Cage hat die Rede nach leidvollen Erfahrungen mit einigen Orchestern verfasst.

Einigen Musikern war ihre ablehnende Haltung dem Stück gegenüber schon anzumerken. Ich kannte „Atlas Eclipticalis“ nur von einer Aufnahme mit Flöten, von der sowohl meine ältere Tochter als auch meine Frau sagten: „Was ist das für schöne Musik“. Die Orchesterversion empfand ich als nicht annähernd so angenehm, deshalb will ich auch über die Komposition von Hope Lee (*1953) gar nicht viel sagen „Secret of the Seven Stars“ nach Motiven aus der Offenbarung des Johanes für Akkordeon, Schlagzeug und Orchester, konnte mich trotz der beeindruckenden Leistung der Solisten nicht überzeugen (vielleicht das Problem das Dieter Schnebel meinte, als er vom Partiturstudium sprach, „dann kann mich die Interpretation nicht ärgern“). Die Arbeit von Johannes Rieger will ich damit aber auf keinen Fall schmälern und es ist nicht hoch genug zu loben, das so ein Orchester überhaupt „solche Musik“ spielt.

Schwer beeindruck hingegen hat mich die Arbeit von Clemens K. Thomas (*1992), der sich für die in Halberstadt prämierte Komposition ein Moto von John Cage zu eigen machte „If something ist boring after to minutes, try it four. If still boring, then eight. Then sixteen, Then thirty-two. Eventually on discovers that it is not boring at all.“ Er setzte seine Ideen mit großem Humor und Selbstironie, aber auch mit handwerklichem Geschick um. Einzig das „Solo der beiden Schlagzeuger“ nahm etwas viel Aufmerksamkeit in Anspruch (das hätte Cage missfallen, wenn man seiner „Rede an ein Orchester“ glauben darf). Die beiden hatten den Auftrag per Los (Stein, Schere, Papier) aus zu wählen wer spielen darf um dann wie Georg Kreislers Triangelspieler entweder Bing zu machen oder einen Ton auf dem Vibraslap zu spielen. Das ganze geriet immer mehr zu einem Schauspiel.

Spannend war die Idee das Orchester im Raum zu verteilen (die Sitzordnung wurde das ganze Konzert über beibehalten)

Die Holzbläser saßen in den Ecken und spielten es slow as possible (was ihnen scheinbar nicht immer leicht fiel) und der Dirigent hatte viele Abschnitte zu zählen, die über Fragen bestimmt wurden, wie: „wie alt sind sie? Kragenweite, alter des Hundes in Hundejahren? Wie viel Wein oder Hähnchen haben sie im letzten Jahr konsumiert? Wie viele Dirigentenstäbe haben sie im Laufe ihrer Karriere zerbrochen? Wie oft er seinen Teller nicht auf gegessen habe und wie oft darauf schlechtes Wetter gefolgt ist? usw.

Ich hatte nach dem Konzert Gelegenheit mich mit Clemens zu unterhalten (am Tisch war wieder Arthur Schneiter und seine bezaubernde Frau), er ist ein sehr beeindruckender Mensch und ich wünsche ihm alles Gute für seine weiteren Ideen. Man wünscht ihm, dass „er es schaffen“ soll, weil es so sympathisch und unaufgeregt ist.

Greetings to John Cage – Halberstadt

Ein sehr beeindruckender Event war das Konzert „Greetings to John Cage“ mit Werken von Cage, Dieter Schnebel und Karlheinz Stockhausen unter der Leitung von Claudius von Wrochem und Simone Heiligendorf mit Studenten der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Die Aufführung fand beim Pulikum leider nur ein geteiltes Echo, besonders die „Bauernszenen“ von Dieter Schnebel (die recht laut ware und an „Living Room Music“ erinnerten missfielen den Leuten einwenig, ob wohl der „Exodus“ mit Proben der Choristen erkärt wurden, es gab doch mürrische Gesicher.

Hingegen wurde das Stück „Nostalgie für einen Dirigenten“ von Dieter Schnebel recht gut aufgenommen (was Schnebel beim Publikumsgespräch dann extra hervor hob: Das ist ein sauschweres Stück (die Pantomime wurde grandios gemeistert von Christian Pold) und es hat noch immer „Skandale“ ausgelöst).

Zu hören waren auch einige Sonaten (aus Sonatas and Interludes), die unnötiger weise über ein Mikrophon verstärkt wurden. Gut fand ich die Idee ein Solo aus Song Books für das „Entpräparieren“ des Klaviers zu verwenden. Die Idee mit der „Anachistenfahne“ war auch lustig, so waren gleich Zweit Soli erledigt mit dem Thoreau-Zitat „the best form of government is no government at all“ … die geschwenkte Fahne erinnerte mich an den Bayernwitz: Im Wirtshaus. „A Anachie g’hört her“. „Ja und mit am starken Anarchen“.

Die ganze Veranstaltung war ein schöner bunter Reigen, einzig der im Programm noch stehende Karlheinz Essl (als Fontana Mix(er) hat mir gefehlt, der war leider nur in Kloster Neuburg (Esslmuseum) zu hören.

Im Publikumsgespräch meine Schnebel, „obwohl Musiker schon immer experimentierten, ist Cage der Vater der experimentellen Musik. „Musik ist mehr als eine Sprache … und hat mit fühlen zu tun. Musik ist ein Mysterium“

Zur „Nostalgie für einen Dirigenten“, „mir ist das lesen der Partitur oft lieber als eine Interpretation zu hören (mit der ich dann oft nicht einverstanden bin)“

„Musik ist eine Gedächtniskunst“, Schnebel erzählte uns, dass er evangelischer Pfarrer ist, aber auf die Frage ist komponieren ein Dialog mit Gott? Antwortete er mit „oh Gott“. „ich komponiere (mit 82 immer noch) nicht weil es Spaß macht, den manchmal bin ich richtig depressiv wenn es nicht mehr weiter geht, sondern weil ich muss“ „Beethoven gilt als der Große Meister und Schubert wurde verachtet, weil er Beethovens motivig nicht beherrschen würde, doch daran war er ja garnich interessiert, er war ein Klangkünstler“ (Auf der Suche nach der befeiten Zeit, Essay von Schnebel)

Vielleicht könnte man Cage auch Klangkünstler nenne?

John Cage was here – Halberstadt

Zur Eröffnung der Ausstellung mit Bildern von Brigitte Wiegmann (mit deren Bildern ich nicht viel anzufangen wusste) gabe es ein Wunderbares Konzert für Schlagwerk und Akkordeon von Babette Koblenz (siehe Festlicher Empfang). Sie würde es vielleicht nicht gerne hören, aber die Komposition strahlte etwas von der Klarheit ihres Lehrers György Ligeti (ich liebe vorallem sein Chorwerk, wenigstens Lux Eterna dürfte allen Cineasten aus „2001 Odysee im Weltraum“ bekannt sein), vielleicht muss ich mich mal über seine Kompositionen für Schlagwerk informieren. Die Komposition zwigte ach die große Virtuosität von David Gutfleisch und vor allem den souveränen Umgang von Koblenz mit den Klang Farben der Instrumente (an einer Stelle erklangen dann auch „Klänge aus der Zukunft“, nämlich die Klänge des nächsten Klangwechsels (Oktober 2013).

Führung in der Burchardikirche – Halberstadt

Am Freitag Nachmittag, Führung durch die Kirche (John-Cage-Orgelprojekt) mit Rainer O. Neugebauer.

In der Einführung zu Cage hat Rainer die Aussage von Cage „der Zufall hilft seine Vorlieben oder Abneigungen abzulegen“ mit Jenny Holzer verknüpft. Allerdings hab ich ihr „Protect me from what I want“ (mein Lieblingssatz von ihr, der steht auch auf einem meiner Bleistifte) immer etwas anders verstanden, mehr im Sinne von Odysseus der sich an den Mast fesseln lässt um nicht den Sirenen zu erliegen. Ich verstehe Cage hier mehr im Sinne von „kill your darlings“ (meist William Faulkner zugeschrieben), also da weg zulassen was nicht „in den Chor“ passt und das Gesamtbild verfälscht.

Der neue Klang ist erstaunlich. Rainer meinte, zwischen Machienenraum und Hamburger Hafen. Die Beiden Töne sind einenen Halbton auseinander und erzeugen die erstaunlichsten Interferenzen. Die sich tatsächlich manachmal wie das Stampfen von Maschienen anhören oder das Tuckern eines Schiffsdiesel.

Kleiner Cage-Walk – Halberstadt

Ich hatte beim Cage-Walk vor, einen Tag lang per Zufall (Müntzwurf) entscheiden zu lassen wo ich hin gehe. Im Eindruck der Tagung in Halberstadt hab ich diese Pläne geändert und einen „kleinen Cage-Walk“ gemacht. Per Zufall wurde bestimmt, dass ich mit Hilfe von 49 Zufallsoperationen meinen Weg durch Halberstadt suche. Dabei bin ich die Strecke rückwärts gegangen, so dass der Startpunkt der Operationen mein Endpunkt war, der Halberstädter Dom.

Startpunkt war um 15:05 in der Beethovenstraße (Foto, kommt noch)
über Schubertstraße (Notiz: Erinnert mich an Mistelgau), Schumann und Telemannstr. (wenn man mich hier aussetzen würde wüsste ich nicht wo ich bin, das könnte überall sein) wieder in die Beethovenstraße (alter Mann mit Kissen am Fenster, raucht), vorbei am Startpunkt zur Händelstaße (viele Kellergaragen unter den Häusern), Mozartstr. (Kleingartenanlage, Foto und schwefelgelbe Wand, Foto). Florian Geyerstr. (ein alter Speicher und ein verlotterter Garagenhof)

Derenburgerst. (sieht ganz anders aus, sehr kleine Häuser, vorne große Häuser, etwas vergammelt), Justus v. Liebig Siedlung (Pferdekoppel, Foto) zu Nachbars Wiesenweg (lange Wege, dafür schöner Blick in die Weite, aber kein Fotoblick) und zum Wasserturm (sehr schön, aber sehr verkommen, Foto)

Harmoniestraße (16:07, „Europäische Harmonie“ ein Lieblingsunwort von Cage) zur Theaterpassage (sieht eher wie ein Filmstudio aus, bei Paramount oder so). Über die Staße der Opfer des Faschismus zur Seminarstraße und zur Plantage hin zur Gerhard Hauptmannstr. (mehere Fotos von einer Fasadenskulptur)

Schmiedstr. (sehr schönes Postamt, Foto der Sparkasse), den Grudenberg hinunter über die Backenstr. in den grauen Hof (sehr schön!), wieder über die Backenstr. Hier eine Schleife Düstergraben, Unter den Weiden Backenstraße und Düstergraben.

Ankunft Domplatz 16:53 doch die Tour ging erst noch rechts um den Dom herum, bis ich endlich 16:57 am Dom an kam. Gerade Rechtzeitig für das Konzert (Amores, Klangsteine und Ausstellungseröffnung)

 

Der Weg

Festlicher Empfang – Halberstadt

Einer der bisherigen Höhepunkte des Festivals fand in „kleinem Rahmen“ statt, in den Privaträumen von Rainer O. Neugebauer, zu dem ich dankenswerter Weise eingeladen war. Ich habe dort einige Interessante Gespräche führen können. Unter anderem mit Arthur Schneiter, über seine Klangsteine und wie sie entstehen, mit Claudius von Wrochem über Pädagogik und Musik und mit Babette Koblenz (in der Runde mit Rainer Neugebauer und Hans Jörg Bauer).

 

Es ist schon faszinierend mit welch hochkarätigen Leuten man hier ins Gespräch kommt. Von Wrochem meinte, dass sich viele Pädagogen anscheinend gar nicht bewusst sind, welchen Schaden sie anrichten können, wenn sie Menschen einreden „nicht musikalisch“ zu sein. So was kann zwar im Affekt passieren, sollte einem Pädagogen aber nicht passieren, solche Leute haben ihren Beruf verfehlt. Das deckt sich mit meinen Überlegungen zum Kreativen Schreiben, ich überlege ja, so eine Art „Kreativitätsambulanz“ einzurichten. Ich finde es ist für den Schüler sehr schwer einzuschätzen, wo der Lehrer recht hat (z.B. bei der Einschätzung einer Stimme oder bei der Auswahl der Übungen) und wo man „auf seine eigene Stimme“ hören muss. (vergleiche das vorgestrige Gespräch wo es über die innere Haltung des Künstlers geht, die wichtiger ist als die äußere Form). Von Wrochem meinte, seiner Erfahrung nach ist niemand wirklich unmusikalisch. Dass er auch mit Laien arbeitet fand ich besonders spannend, da ich ja schon oft die erlebt habe, das gerade durch solche professionelle Arbeit mit Laien das Verständnis für die Musik und die Musiker gefördert werden kann. Von Wrochem meine auch, Musikalität ist nicht mal eine Voraussetzung für eine Kariere als Musiker Fleiß und Ausdauer sind viel wichtige bei dieser Disziplin „die zwischen Leistungssport und Handwerk“ angesiedelt ist. Vielleicht kann ich ja mal auf Musikalische Paralympics hoffen? Aber von Wrochem hegte auch Zweifel daran, dass mein Gehör für den Jazz nicht ausreichen würde. „Ich könnte das auch nicht, es ist Übungssache sich in dem Möglichkeitsraum der jeweiligen Musik so auszukennen, dass man hört was vor sich geht.“

Ich sollte mir also den Rat des Gitarristen Jim Mullen weiter zu Herzen nehmen, der mir beim Jazzworkshop in Ingolstadt (Ende der 80er) auf dem Weg gab: „Keep on playing“

Steinklang – Halberstadt

Vor und nach der Aufführung von Amores und dem Vortrag von Wulf Herzogenrath (über Cage als bildenden Künstler) waren die Klangsteine des Schweizer Bildhauers Arthur Schneiter zu hören. Man fragte sich unwillkürlich, ob so ein Klang ohne Verstärkung überhaupt erzeugt werden kann. Schneiter meinte dazu: Die Stein tragen unglaublich weit und je größer sie sind desto mehr. Es ist schon ein Erlebnis 50 kg zum Schwingen zu bringen.

In seiner kurzen Rede zu seinem Werk meinte er. Ich bin Bildhauer und kein Musiker. Es gibt bei mir keine Lithophone zu kaufen, ich mache Klangsteine und die Leute die damit arbeiten wollen müssen sich auf die Steine einlassen, nicht umgekehrt. In der Ausstellung im sehr sehenswerten Domschatzmuseum sind neben den Arbeiten von John Cage (ich habe sie zuletzt 1991 in München gesehen) sind auch vier Klangsteine von Schneiter zu und es ist auch erlaubt sie mit den Händen zu bespielen.

Mir hat es dabei besonders die kreisrunde Klangschale neben dem Teppichsaal an getan. Doch anders als bei meinen Erfahrungen mit einer Gebrochenen Steinablage im Hause meiner Eltern (ein Heizungsabdeckung aus solnhofener Plattenkalk, die angebrochen ist und dadurch wie bei einer Bongo zwei verschiedene Töne erzeugt) fand ich es irritierend und faszinierend zugleich, wie stark bei dieser Schale „immer alles“ mit schwingt. Ich konnte (ohne die Zuhilfenahme von Wasser, was im Museum nicht erlaubt ist) vier verschiedene Töne aus den drei Segmenten und der Mitter erzeugen, aber anders als bei einer Djembe, einem Holzschlagzeug oder einer Steeldrum schwingt der Ganze Stein mit, so dass die Klangfarbe immer alle Töne in unterschiedlichen Zusammensetzungen erfasste.

Bei den mehr flächigen anderen Steinen ist der Effekt noch stärker, was mir etwas die Spielfreude nahm, vielleicht möchte ich das Klingen der Steine zu sehr beeinflussen.

Im Gespräch mit ihm meinte Schneiter, es gibt keine Methode heraus zu finden ob ein Stein klingt, ausser es auszuprobieren. Es hängt weder von der Dichte noch von der Härte ab. Am Einfachsten ist es den Stein mit einem anderen Stein anzuschlagen oder die Steine übereinander zu reiben. Die Steine im Museum sind aus Serpentin (aus Italien) und Dolerit (aus Schweden) gefertigt und an den polierten Stellen von grünlich-schwarzer bis vollschwarzer Färbung. Es ist auch möglich die Steine zu erwerben, leider fehlt mir dazu der Platz, so dass ich gar nicht gefragt habe was sie kosten. Wer die Steine ausprobieren möchte kann dies noch bis 21. Oktober in der Ausstellung „Stille und Klang der Steine“ tun. Ach ja und wie gesagt sind dort auch die Zeichnungen und Aquarelle von Cage zu sehen.