Das Universum und der ganze Rest – 26.08.2012

Heute habe ich einen Ausflug ins Mittelalter gemacht. Ein „Heerlager“ auf der Burg Zwernitz. Es wurde extra gebeten nicht „in Gewandung“ zu erscheinen, da die veranstaltende Gruppe wirklich sehr authentische Ausstattungen dabei hatte und viele interessante Details über das Mittelalter (dargestellt war die Zeit um 1480).

Traditionen, wie wir sie aus Westeuropa kennen. Der Versuch eine Zeit zu illustrieren. Figuren nach zu empfinden die wir, gebildeten Westeuropäer, von Bildern her kennen (siehe z.B. die Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg). Und immer wieder auf Zeugnisse der Geschichte zu stoßen, all dies ist typisch für uns. Diese Tradition fehlt in den U.S.A. völlig. Entweder man orientiert sich an Westeuropa oder man begnügt sich mit den letzten 500 Jahren (in denen sich die Menschen auch immer an Westeuropa orientierten) oder man kennt die Geschichte des Landes an und muss sich dann als Fremder fühlen, was ein sehr seltsames Gefühl sein dürfte. Für mich als Sudetendeutsche Mischung (mit böhmisch-märischen Vorfahren) der in Oberbayern aufgewachsen ist und nun in Franken lebt, ist es schon komisch, das meine Vorfahren in den letzten 100 Jahren ständig den Wohnsitz wechseln mussten, obwohl der Umkreis recht überschaubar blieb.
Allerdings liegen einige Kulturgrenzen dazwischen, die mit dem Wort Westeuropäer oder besser Mitteleuropäer wieder zugedeckt werden, im Großen und Ganzen zurecht zugedeckt werden.

Es ist für mich viel schwerer vorstellbar, in welcher Kultur John Cage gelebt hat. Die geistige Abhänigkeit von Europa muss doch noch imens gewesen sein (und ist es noch heute?). Seine Reise nach Europa zu Beginn seiner Studien war sicher mehr als nur eine bildungsbürgerliche Geste. Es wurde als ein Besuch im Mutterland verstanden und es muss für John Cage sehr spannend gewesen sein (warscheinlich für seine ganze Generation, zumindest bei den Intellektuellen), dass dieses Mutterland plötzlich „direkt vor seiner Haustüre“ gelandet war, weil der Braune Spuk alles was an intellektuellen Kräften vorhanden war aus dem Land vertrieb, häufig nach Amerika.

Gleichzeitig zeigte sich auch für geistig Aufgeschlossene, dass es durchaus auch noch andere Mutterländer geben kann. Cage interessierte sich hier ja besonders für die japanische Kultur, aber auch die Afrikanische Kultur begann sich als „paralelle Kraft“ zu etablieren. Ich denke dieses Klima von erwachender Toleranz (gegen Asiatische und Afrikanische Kultur) und abebender Vorherschaft (der klassischen europäischen Kultur) ist prägend für die Zeit und damit auch für John Cage, der ja ein Kind seiner Zeit war.

 

Die Frage: Was ist außerhalb des Universums?

Nun ja, wer bin ich, dass ich auf diese Frage antworten könnte?

Trotzdem werde ich es tun, den das ist die Poesie die ich haben möchte.

Als Physiker antworte ich: Es gibt kein Außerhalb, da die Existenz des Universums (oder auch der Multiversen, Many Worlds oder ähnlichem) mit dem gekoppelt ist, das wir als Materie wahrnehmen, die ja bekanntermaßen wiederum nur ein Energieequivalet ist. Viele unserer Vorstellungen von der Beschaffenheit der Welt, sind ähnlich naiv (und trotzdem für den Künstler verwertbar, da häufig poetischer als die Erklärungen der Physik) wie die Vorstellung, das die Sonne im Osten auf und im Westen untergeht (und dann Nachts durch ein Höhlensystem, z.B. vom Skarabäus oder von einer Sonnenbarke auf die Ostseite zurück gebracht werden muss). Zeit und Raum sind uns als physikalische Phänomene nicht verständich und wir können die meisten physikalischen Dimensionen nur über extrapolierende Modelle erfassen (mehr als 1000 m, weniger als ein Millimeter, weniger als 1/3 Sekunde, mehr als 100 Jahre, weniger als 1/10 Gramm mehr als 500 kg usw. all diese Größen sind für uns nicht wirklich erfahrbar, wir können sie nur über Analogien erfassen und Modelle bilden darübe wie sie wahrscheinlich beschaffen sein werden).

Psychologische gesehen sind diese naiven oder „alten“ Vorstellungen viel ergibiger, da sie den „alten Überlieferungen“ näher sind. Es ist nur immer die Frage wie weit will man mit den einzelnen Modellen gehen. Die vier Elementen Lehre eines Hermes Trimegistos ist spannend und lehrreich, da sie viel „kondensiertes Wissen“ enthält (es haben sich einfach viele Leute darüber Gedanken gemacht und der Arm der Hermetik reicht bis in unsere moderne Physik (vergl. „Die Hosen des Pytagoras„), aber nicht umsonst heißt sie hermetisch … sie bezeichnen eine eigene Welt, die mit der physikalischen Wirklichkeit nichts zu tun hat.

Und ich unterscheide zwischen Wirklichkeit (das was wirkt) und Realität (das Ding an sich), und glaube (ja glaube, dieser Ausdruck ist mir wichtig, glauben heißt nicht wissen!), dass wir die Realität nicht erkennen können, sondern immer nur durch Wirklichkeiten annähern können. Wirklichkeiten (also Wirkungen) können auch durch „unrealistische“ Vorstellungen entstehen, den für einen gläubigen Hindu, Buddhist, Christ, Moslem usw. haben bestimmte Glaubensvorstellungen (die nach naturwissenschaftlichen Erwägungen „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nicht existieren, da sie extrem unwahrscheinlich sind) eine Wirkung (und genau genommen ist der auf Wahrscheinlichkeiten beruhende „wissenschaftliche“ Gegenbeweis nur das „wissenschaftsgläubige“ Gegenstück zur Religion, weshalb die Viele-Welten-Theorie ja auch teleologiesche Blüten treibt, vergl. Frank J. Tipler „Die Physik der Unsterblichkeit„)

Systemtheoretisch hat es für mich Luhmann auf den Punkt gebracht. Ein System kann zwar einen Beobachter zweiter Ordnung haben, der außerhalb des Systems steht, der kann aber nicht in das System eingreifen (die Chaosforschung hätte in Verbindung mit der Quantenphysik da doch eventuell ein Hintertürchen, aber im wesentlichen ist das wohl richtig). Es heißt aber nicht, dass ein solcher Beobachter nicht existieren kann und das sein Eingreifen nicht durch eine Systemänderung doch möglich wäre … laut Luhmann Lexikon (von Detlef Krause, ich hab die erste Auflage damals noch Enke-Verlag), nannte Luhmann „alles was uns glauben machen will, dass es außerhalb des Systems nichts geben kann: teuflisch. Der Teufel ist also der, der uns glauben macht, dass es außerhalb des Systems (das unsere Wirklichkeit markiert) nichts geben kann. Dies deckt sich mit meinem lieblings Zitat von Carl Amery (nach John Miltons „paradise lost“) „Die Pforten der Hölle sind von innen verschlossen“ (aus einem offenen Brief gegen Atomwaffen) und ich ergänze: „… und der Schlüssel steckt. Aber der Teufel macht uns weis es gebe weder Schüssel noch Pfort. Er tut dies nicht durch offene Lügen, sondern durch verschweigen. Und er hat uns gelehrt: Glaube nicht an das Unwahrscheinliche. Ja und nun denken wir, das wäre doch total unwahrscheinlich, das es ein Pforte geben könnte, die wir aufmachen könnten, also werden wir auch niemals danach suchen.“

Kann der Weg des Künstlers so beginnen?

Was ist außerhalb des Universums? Meine Antwort ist: wir wissen es nicht.

Ein Weg damit umzugehen ist die Beschäftigung mit dem Paradoxen, wie sie im Zen beschritten wird. Cage hat diese Paradoxien offensichtlich geliebt. Und er wird ja auch so zitiert: als ein Joeurnalist in fragte, warum er in Lectures on nothing gegen Tonaufnahmen wettert und gleichzeitig selber welche gemacht hat, sagte er: „Das Leben ist unlogisch und paradox, aber das macht mir nichts aus“.

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Frage: Wie kann ich Spenden dabei sammeln?

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