Die Triennale macht es vor, Cages Europeras 1&2 vor ausverkauftem Haus. Es gibt eben Festspielgäste und Festspielgäste.
Regie —Heiner Goebbels
Dekonstruktion der Oper … ein neuer Blick auf das immer Gleiche. Den wo kann man Opern sehen, die nicht aus dem engen Kanon der vielleicht 200 gepielten Opern stammt (siehe hier zu die Liebhaberaufführungen der Neuburger Kammeroper) und in der allgemeinen Spielpraxis aufgeführt werden (also entweder historisierend, was sehr selten geworden ist oder modern, was selten gelingt).
Modern heißt ja vorallem die Langeweile erzeugende „Dekonstruktion“ durch den „Regiseur“, die Musik bleibt gleich. Nicht mal Schlingensief konnte Boulez überzeugen beim Parzifal eine Fermate, als Pause extrem in die Länge zu ziehen … er wolle das in Bayreuth, im Sinne von Cage (und der Provokation … ich wollte das die Zusschauer unruhig werden, so als sei der Dirigent verunglückt, man sieht das ja in Bayreuth nicht, das Stück hätte das hergegeben; vergl. Frank Pionteks Interview). Dafür müssen die Akteure gegen immer sinnfreiere Bühnenbilder und Kostüme anspielen. Kein Kalauer scheint den Regiseuren zu billig zu sein. Hauptsache frech daneben, die Musk ist hingegen heilig … und wird werktreu aufgeführt. Zwischen Inszinierung und Musik klaffen Jahrhunderte und treten in keinerlei Dialog. Das geht soweit, das das Publikum sich nicht mal mehr die Mühe macht, den (meist tatsächlich fehlenden) Sinn der Insziniertung zu suchen … das „Opernpublikum“ (bei manchen Aufführungen fragen die Leute in der Pause ob es jetzt aus ist. Man geht in die Oper nicht wegen des Kulturerlebens sondern wegen des Bildungsbürgerlichen Events, man sollte dabei sein und möglichst gesehen werden. Ob Rigoletto oder Don Giovani Hauptsache Wagner) hat meist eh keine Ahnung (oder zumindest keine eigene Meinung; vergl. Schwanitz Die Bildung – Alles was man wissen muss Kapitel „Die Geschichte der Musik“ und „Einleitung über die Regeln nach denen man unter Gebildeten kommuniziert …“ und Hartmann Der Mythos von den Leistungseliten).
Ein Beispiel: erst nach und nach versteht auch das Publikum, dass Neuenfels sich was dabei gedacht hat: >>Erst schien es, als würden die Fans der Bayreuther Festspiele die Ratten-Inszenierung der Oper „Lohengrin“ scheuen. Doch die Deutung von Regisseur Neuenfels findet immer mehr Anklang auf dem „Grünen Hügel“<<, schreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung, das zeigt, das die echten Fans eben nicht bei den Premieren anwesend sind.
Doch anders bei Europeras in der Triennale, hier wird die Musik selber und das ganze Setting der Oper dekonstruiert. Es ist als würde man auf einer Parkbank sitzen und aus mehreren dutzend Opernhäusern gleichzeitig lauschen, jenachdem wie der Wind steht … hieß es dazu im Radio (BR2 Kulturwelt). Dies könnte dem ein oder anderen „Regiseur“ vielleicht die Augen öffnen (na ja ich glaube die wollen das gar nicht, sie sind noch im Stadium der (Uralt-)Rebellion hängen geblieben, also im Sinne das Boulez Zitats: „Sprengt die Opernhäuser in die Luft“ 25.09.1967 in „Der Spiegel“). Das diese Aufführungen aber ausverkauft waren, dürfte diesmal nicht auf die üblichen Premierenleichen (dere Theaterschlaf soll ja sehr erholsam sein) zurückzuführen sein. Über Cage kann man schwerlich „halbverdaute Bücherweisheiten“ absondern, eine Inhaltsangabe gibt es nicht, hier ist man auf sich selbst gestellt und muss eine eigene Meinung haben … eine echte Zumutung für den normalen Opernbesucher … doch ein gelungenes Experiment im Sinne von John Cage.
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Ausserdem gibt es eine Lesung der Lecture on Nothing mit Robert Wilson
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Möglicherweise werde ich es nun auch Lesen … Termin noch offen,
außerdem plane ich eine Aufführung von „Litany for the Whale“ mal sehen
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